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gipfel
BLICKE
Woher hast Du das Talent?
Alois Hajny:
Es wurde mir in die Wiege gelegt, weil mein leiblicher Vater
von Beruf Wagner mit eigener Werkstatt in Böhmisch Eisenstein war. Wir
wohnten ziemlich weit oben auf einer Einöde am Panzer. Das Anwesen
hieß Rauschenhof.
Welches Verbreitungsgebiet haben deine Ratschen?
Alois Hajny:
Das ging wegen der Mundpropaganda bald über Schwar-
zenbach und die Gemeindegrenzen hinaus. Die weitesten Entfernungen
ergaben sich durch Feriengäste in Bamberg und Oberbayern. Auf Ver-
mittlung von Pfarrhaushälterin Rita Hafenbradl lieferte ich einige nach
Hofstetten. Da wird zwar nicht geratscht, aber zur Zierde wollten sie un-
bedingt solche Karinstrumente haben.
Wie viele und welche Typen von Ratschen hast Du in deinem Leben
schon hergestellt?
Alois Hajny:
Ich habe nicht mitgezählt. Da werden 100 bestimmt nicht
reichen. Es werden wohl etliche mehr gewesen sein, aber eben über
vier Jahrzehnte verteilt. Es waren auch Sonderanfertigungen für Pfarrei-
en dabei, auf denen man sitzen konnte.
Umfasst dein Hobby weitere Produkte?
Alois Hajny:
Früher habe ich noch mehr „gebitzelt“, wie man bei uns
sagt, zum Beispiel unverwüstliche Schlitten für die Kinder, Rechen, die
von den Bauern viel Lob einheimsten, maßgeschneiderte Axtstiele, die
zur Waldarbeit gebraucht wurden, oder Werk- und Hobelbänke, die zü-
gig einen Abnehmer fanden. Mittlerweile bin ich 82 Jahre alt und das
lange Stehen in der Werkstatt bekommt mir nicht mehr. Der kleine Ofen
wärmt nicht so richtig und ein längerer Aufenthalt ist nicht gut für die
Gelenke. Rücken- und Knieschmerzen zwingen mich zum Kürzertreten,
auch wenn es noch Spaß machen würde und in den Fingern juckt.
Das eine oder andere Karinstrument macht er regel-
mäßig als Vorrat.
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