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WALD
Histor ie
DER FURTHER DRACHENSTICH
Seit „unvordenklichen Zeiten“ wird in Furth im Wald der „Lindwurm“ gestochen. Ein erster
Hinweis auf dieses uralte Brauchtum findet sich im Further Ratsbuch von 1590. Wie weit die
Tradition des Drachenstechens von dort aus noch in die Vergangenheit zurückreicht, das wird
sich wohl nie mehr feststellen lassen. Zu viele alte Aufzeichnungen sind im Lauf der Jahrhun-
derte an der stets umkämpften bayerisch-böhmischen Grenze ein Raub der Flammen gewor-
den. Und so blicken die Further stolz auf eine Tradition zurück, die man wohl mit mindestens
500 Jahren beziffern kann. Das macht den Drachenstich zum ältesten Festspiel Deutschlands.
„Der Drachenstich“ verbindet Mythos und Realität zu einem beeindruckenden Festspiel aus
der Feder von Alexander Etzel-Ragusa. Vor dem historischen Hintergrund der Hussitenkriege
erwacht eine uralte Legende zum Leben: die Legende vom Drachen und vom ältesten Mythos
der Menschheit – dem Kampf des Guten gegen das Böse.
„Ein grauenvolles Untier wird sich erheben und Tod und Verwüstung bringen“, so kündet eine
uralte Prophezeiung. In der Abenddämmerung des Mittelalters, an einem Sonntag im August
1431, wird in Furth im Wald Weltgeschichte geschrieben: Ein mächtiges Heer hat sich hier versammelt, um die abtrünnigen Böhmen, die den Predi-
ger Jan Hus verehren, vernichtend zu schlagen. Die Schlacht ist so gut wie gewonnen, denn der Anführer des Kreuzzugs ist kein Geringerer als der
mächtige Kardinal Cesarini, ein Abkömmling von Julius Cäsar. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Im Schatten des Krieges erhebt sich
jenes grauenvolle Untier, das seit Urzeiten durch einen Fluch gebannt war. Jede Untat, jeder Mord, jeder Tropfen Blut holen ihn zurück ins Leben. Nur
zwei Menschen können dem Drachen Einhalt gebieten: die junge Schlossherrin von Furth, in deren Hand nun das Schicksal Tausender liegt, und der
furchtlose Ritter Udo, der aber in einem Netz tödlicher Intrigen gefangen ist. Unaufhaltsam wälzt sich der Drache auf die Stadt zu. Wenn er nicht hier
besiegt werden kann, dann wird sich das düsterste Kapitel der Bibel auf entsetzliche Weise erfüllen.
Das Festspiel ist jetzt in einer neuen Inszenierung voller Dramatik, Mystik und packenden Bildern aus dem prallen, überschäumenden Leben des
Mittelalters zu sehen.
Aufführungen: 3.8., 4.8., 5.8., 10.8., 11.8., 12.8. (15.45 Uhr und 20 Uhr), 14.8., 16.8., 17.8., 18.8., 19.8. – jeweils um 20 Uhr.
Infos:
PASSIONSSPIELE IN PERLESREUT
Die Passionsspiele Perlesreut finden heuer zum fünften Mal statt. Dieses Jahr mit einer Premi-
ere: Erstmals kommt die Musik nicht vom Tonband, sondern wird live gespielt. Für den neuen
künstlerischen Leiter Klaus Wegerbauer ist dies ein wichtiger Schritt: „Da befinden wir uns dann
gleich in einer ganz anderen Liga.“ Für die Live-Musik sorgen wird die Rock-Band „Pick-Up“ von
Judas-Darsteller Markus Boxleitner, der Klaus Wegerbauer zusammen mit Edith Peterhansl bei
der Spielleitung unterstützt. Die Musiker sind Bernhard Gsödl und Tobias Bumberger (Gitarre),
Stefan Rother (Bass) und Simon Eder (Drums und Percussions). Sängerin Caro Streifinger wird
bei dem vierköpfigen Chor - bestehend aus Profisängern - mitsingen. Dass Rockmusiker und die
Passionsspiele zusammen passen, steht für Boxleitner außer Frage. „Rockmusiker sind es ge-
wohnt, schnell, kompliziert und exakt zu spielen und leisten außerdem die gesamte Bandbreite an
Spieltechniken.“ Laut Boxleitner wird sich die Charakteristik des Stückes ändern. „Es wird anders,
moderner und zeitgemäßer klingen, mehr wie ein Musical mit einem rockigeren Touch.“
Klaus Wegerbauer hat als 16-Jähriger begonnen, in Regensburg Kirchenmusik zu studieren. Seit
20 Jahren ist er hauptberuflicher Kirchenmusiker bei der Pfarrei Hauzenberg. Er leitet mehrere
Chöre - vom Kinder- bis zum Erwachsenenchor - und ist Mitglied in verschiedenen Gruppen. Er
trifft jederzeit jeden Ton und jede Taste am Klavier. Musik ist sein tägliches Geschäft. Jetzt hat er
sich einer neuen Herausforderung gestellt – als neuer künstlerischer Leiter der Passionsspiele
Perlesreut. Alexander Muthmann, der Vorsitzende des Vereins, hatte ihn ganz offen gefragt. An-
fangs war Wegerbauer skeptisch, mittlerweile hat er Feuer gefangen. Dass sich in Perlesreut an
die 200 Mitwirkenden zur Verfügung stellen, findet er toll. Wegerbauer will ihnen nun weiter zum
Erfolg verhelfen.
In den Jahren 2010 bis 2014 stand beim Kultur- und Passionsspielverein Perlesreut vor allem eines
im Augenmerk der Verantwortlichen: die überdachte Zuschauertribüne mit 700 Sitzplätzen auf den
Weg zu bringen. Der Bau ist planmäßig verlaufen und im Juli 2014 konnte die Zuschauertribüne bei
einer kleinen Feierstunde mit zahlreichen Ehrengästen eingeweiht werden. Der Bau der Zuschau-
ertribüne war nötig geworden, da der Zulauf zu den Passionsspielen stetig zugenommen hatte.
Wie die Archive der Region belegen, gab es in Perlesreut bereits im 17. und bis weit ins 18. Jahrhundert hinein Passionsspiele. Seit etwa 1650 fand
am Karfreitag in der Pfarrkirche eine Passionskomödie statt und im Freien wurde eine Passionsprozession abgehalten, bei der das Leiden Christi
von Schauspielern dargestellt wurde. Offensichtlich verweltlichten die Stücke im Zuge der Säkularisation, so dass sie Mitte des 18. Jahrhunderts in
Bayern seitens der Kirche verboten wurden – auch im Bistum Passau. Nachdem Anfang dieses Jahrtausends einige Perlesreuter die Passionsspiele
in der Gemeinde Horice na Šumava (Höritz in Böhmen) besucht hatten, entstand die Idee, auch in Perlesreut die alte Tradition wieder aufleben zu
lassen. Nach vielen organisatorischen Anstrengungen wurde unter dem Titel „Fürchtet euch nicht“ im Jahre 2005 nach 230 Jahren erstmals wieder
das Passionsspiel in Perlesreut aufgeführt. 80 Akteure standen auf der Bühne. Das Drehbuch kam von Michael Sellner, die Passions-Musik von Martin
Göth. Gemeinsam wurde altes Gedankengut auf der Grundlage ureigenster christlicher Wurzeln mit frischem Leben erfüllt. Der Erfolg und der große
Besucherzulauf gaben den Mitgliedern des Passionsspielvereins Recht. 2007 und 2010 fanden weitere Spiele statt. Im Jahr 2014 hat der Verein mit
dem Bau der überdachten Zuschauertribüne den Passionsspielen ein „Haus“ errichtet. Auch musikalisch wurden die Lieder immer weiter ausgefeilt,
so dass sich das Singspiel im Jahr 2018 immer mehr zu einem Musical entwickelt.
Aufführungen: 10.8., 11.8., 12.8., 15.8., 16.8., 17.8. und 18.8. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr.
Infos:
, Touristinfo Perlesreut
Vorsitzender Alexander Muthmann (l.) und
künstlerischer Leiter Klaus Wegerbauer.